Fünf Jahre nach dem Erscheinen der Vorgängerbroschüre liegt nun die neue "Braune Soß aus Nordbayern" vor, herausgegeben vom Berliner Verein argumente e.V., erstellt von Aktiven aus Nordbayern. In den vergangenen Jahren ist eine neue soziale Bewegung von rechts entstanden, die dringend beschrieben und analysiert werden musste. Symptome dieser neuen völkischen Bewegung, deren Teile sich mehr oder weniger aufeinander beziehen, sind unter anderem: Die permanente Straßenpräsenz verschiedener Pegida-Ableger und neonazistischer Gruppierungen, die Wahlerfolge der immer weiter nach rechts rückenden AfD, die Radikalisierung der rassistischen Alltagssprache sowie die eskalierende Gewalt gegen Geflüchtete und deren Unterkünfte.
Ins Visier genommen werden aber auch die vermeintlichen oder tatsächlichen Papiertiger der Identitären Bewegung sowie neu-rechte Milieus, die auf intellektueller Ebene versuchen, verschiedene völkische und rassistische Strömungen zusammenzuführen. Weitere extrem rechte Phänomene – darunter ein zeitweise im oberfränkischen Lichtenfels als Richter fungierender Neonazi – inklusive entsprechender Entwicklungen in der türkisch-, griechisch- und russischsprachigen Community werden thematisiert.
Im geschichtlichen Teil der Broschüre beschäftigt sich ein Artikel mit dem Raketenpionier Hermann Oberth und dessen extrem rechtem Wirken. Oberth verbrachte seinen Lebensabend im mittelfränkischen Feucht; dort existiert auch ein nach ihm benanntes Museum. Daneben wird die militaristische Tradition der Kriegerdenkmäler anhand regionaler Beispiele beleuchtet. Die Schilderung eines grausamen, rassistisch motivierten Angriffs auf zwei afro-amerikanische US-Soldaten im Jahr 1980 belegt die Kontinuität rassistischer Gewalt nicht nur im nordbayerischen Raum.
Gewürdigt wird nicht zuletzt der antifaschistische und antirassistische Widerstand anhand zweier exemplarischer Beispiele: In Nürnberg mobilisierten AntifaschistInnen in den Jahren 2015 und 2016 mehr als fünfzig Mal gegen rechte Umtriebe auf der Straße, in der Nachbarstadt Fürth verhinderten sie im Jahr 2014 den Einzug radikaler Neonazis in den Stadtrat. Eine Bilanz der staatlichen Repressionen gegen AntifaschistInnen komplettiert den Blick auf den Widerstand.